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Mitteilung des Bürgermeisters der Gemeinde Rangsdorf - Eröffnung der Straßenunterführung Kienitzer Straße am 30.05.2015

Die 1872 gegründete Berlin-Dresdener Eisenbahngesellschaft (BDE) baute auf Befehl des preußischen Königs, Kaiser Wilhelm I., in nur drei Jahren eine neue, schnellere Verbindung zwischen Berlin und Dresden. Fuhr man vorher mit der „Anhalter Bahn“ von Berlin über Jüterbog und Dessau nach Leipzig und stieg dort um, brauchte man dafür mehr als zwölf Stunden.

 

Ab 17. Juni 1875 erreichte man dann mit der Berlin-Dresdner Eisenbahngesellschaft die sächsische Residenz auf direktem Weg in weniger als drei Stunden. Die gestiegene Nachfrage an Eisenbahnverbindungen entstand durch die auflebenden Handelsbeziehungen zwischen geschäftstüchtigen Kaufleuten beider Metropolen und durch die vom Militär entdeckten strategischen Möglichkeiten, bei kriegerischen Auseinandersetzungen von kurzen Wegen zu profitieren. Ein Bahnübergang, wie wir ihn heute kennen, mit Schranke, gab es zu dieser Zeit jedoch noch nicht. Es reichte ein Posten, der die wenigen Passanten und Fuhrwerke bei Zugdurchfahrten vom Überqueren der Gleise abhielt. Schließlich war dieser Bahnübergang damals wohl kaum bedeutend. Rangsdorf war ein kleines Dorf, am gleichnamigen See, welches administrativ nach Jühnsdorf und Blankenfelde angebunden war. Bei kirchlichen Amtshandlungen kam der Pfarrer aus Blankenfelde nach Rangsdorf. Auf der anderen Seite der Bahn gab es das Dorf Groß Machnow, das zum Amtsbezirk nach Mittenwalde gehörte und als ehemals größtes Dorf im Teltow selbst eine Kirche und ein Pfarramt hatte. Zu jener Zeit gab es noch keine  Autos und ein Warentransport zwischen Rangsdorf und Groß Machnow und umgekehrt war eher selten nötig. Deshalb war der Bahnübergang am Bahnhof in Rangsdorf wohl auch wenig frequentiert. Dies änderte sich in den nächsten Jahren. Mit der beginnenden Siedlungstätigkeit in den 1920er Jahren des letzten Jahrhunderts wuchsen die Gemeinden Rangsdorf und Groß Machnow. In den damaligen Gemeinden nahm die Bedeutung des Bahnhofes Rangsdorf als Anbindung in die Hauptstadt Berlin zu. Damit verbunden war auch eine steigende Bedeutung des Bahnüberganges in der Seebadallee. Die Verkehrsbeziehungen Richtung Blankenfelde und Jühnsdorf wurden weniger bedeutend und es wurden keine befestigten Straßen dahin ausgebaut. Dieser Trend verstärkte sich mit dem Bau der Autobahn in den  1930er Jahren. Als dann südlich der damaligen Ortslage Rangsdorf, zwischen Bahn und Rangsdorfer See, der Flugplatz und das Bückerwerk errichtet wurden, nahm die Entwicklung im westlich gelegenen Teil von Rangsdorf noch einmal an Fahrt auf. Nach 1945 galt dann: Im Süden war das Militärgelände auf dem die Sowjetischen Streitkräfte eine Durchwegung verhinderten. Im Norden war die Autobahn eine Barriere und im Westen der Rangsdorfer See, für den nie eine Fähre geplant war, geschweige denn betrieben wurde. Nur der Karneval hat die Fährverbindung über den See mal thematisiert.

 

Diese Situation führte letztendlich dazu, dass zum Ende der DDR der Bahnübergang in der Seebadallee die einzige verkehrstaugliche Verbindung für den westlich der Bahnlinie gelegenen Ortsbereich von Rangsdorf zur Außenwelt war. Trotz dieser schlechten Verkehrsanbindung gab es in Rangsdorf ein kleines Kinderkrankenhaus, viele Ferienlager, Arztpraxen und anderes mehr auf der westlichen Seite der Bahn. Jedes Mal, wenn ein Krankenwagen zur Notrettung kam oder die Feuerwehr ausrücken musste, konnte man nur für die Betroffenen hoffen, dass die Schranke offen war oder sehr schnell geöffnet werden konnte, um eine Notrettung zu ermöglichen.

 

Heute wohnen mehr als 3.500 Einwohner in Rangsdorf westlich der Bahn. Die Seebadallee hat sich zu einem Ortszentrum entwickelt. Neben dem Rathaus und dem Ärztehaus, gibt es westlich der Bahnlinie weitere Facharztpraxen, liegen diverse Geschäfte, 2 Galerien, natürlich das kirchliche Gemeindezentrum, ein großes Hotel, mehrere kleinere Beherbergungsstätten und Restaurants, ein großer Schulkomplex mit einem kreislichen Gymnasium und einer Grundschule, zwei Sporthallen sowie eine privat betriebene Schule mit Gymnasium und Oberschule und mehrere Kindertagesstätten. Der Verkehr über den Bahnübergang in der Seebadallee hat demzufolge parallel zum Bevölkerungszuwachs ständig zugenommen.

 

Als ich im Dezember 2003 hauptamtlicher Bürgermeister in Rangsdorf wurde, wurde schon lange diskutiert, wie der Bahnübergang in der Seebadallee ersetzt werden sollte. Neben einer Straßenüberführung in Höhe Falkenflur gab es die verschiedensten Versionen, unter anderem auch die, die nun umgesetzt wurde. Die Debatte zu den unterschiedlichen Varianten dauerte 2003 schon viele Jahre. Praktisch kam mit jeder Neuwahl der Gemeindevertretung eine neue Variante ins Spiel, die dann natürlich in der 5 Jahre dauernden Legislaturperiode bei dem deutschen Planungsrecht nicht umsetzbar war. Gab es dann wieder eine neue Gemeindevertretung, entstanden wieder neuen Ideen und Varianten. In dieser Situation hat die Gemeindevertretung mit einer breiten Mehrheit beschlossen, eine Bürgerbefragung durchzuführen. So gab es dann zur Landtagswahl am 19. September 2004 eine Bürgerbefragung in Rangsdorf, um zu ermitteln welche von den favorisierten Varianten zur Beseitigung des beschrankten Bahnüberganges durch die Bürger gewollt wird. Zu der Bürgerbefragung wurden die Bürger auch darauf hingewiesen, dass einzelne Varianten für die Gemeinde teurer werden würden als andere. Eine relativ große Mehrheit, immerhin  mehr als 60 % der Bürger, die an der Befragung teilgenommen hatten, sprachen sich für die Variante aus, die heute eröffnet wurde. Wenn ich heute so manchmal Diskussionen um Großprojekte höre und ob und wie diese verwirklicht werden sollten, kann ich aus den Rangsdorfer Erfahrungen nur jedem raten: Fragen Sie die Bürger, was diese wollen. Weisen Sie auch auf Risiken und Kosten ehrlich hin. Nehmen Sie alle in einem Prozess der direkten Demokratie mit. Sie werden es nicht bereuen.

In Rangsdorf war im Wesentlichen nach dieser Bürgerbefragung die Variantendiskussion beendet. Natürlich gab es Einzelne, die etwas anderes wollten. Die große Mehrheit, auch von denen, die eigentlich ursprünglich etwas anderes favorisierten, hat den Willen der Bürger respektiert. Dies war dann auch ein wesentlicher Punkt, weshalb nach verschiedenen Anläufen ein Planfeststellungsverfahren innerhalb kürzester Zeit durchgezogen werden konnte, ohne dass dieses vor Gericht beklagt wurde.

 

Dass das Planfeststellungsverfahren ohne Klagen über den Planfeststellungsbeschluss ausging, hatte aber auch andere Gründe. In einer ersten Variante für den Planfeststellungsantrag war noch der Ausbau der Straßen um die spätere Straßenunterführung mit vorgesehen. Diese Variante wurde vom Eisenbahnbundesamt 2009 abgelehnt, so dass die Gemeinde nun neu planen musste. Der Kreisverkehr an der Kreuzung Seebadallee/Goethestraße war zu diesem Zeitpunkt schon in Planung. Dieser wurde dann 2010 geöffnet mit einem Anschluss für die jetzige Straßenunterführung. Es folgte in der Gemeinde nach der Ablehnung des Planfeststellungsantrages 2009 ein Bebauungsplanverfahren zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse auf der östlichen Bahnseite. In diesem Bebauungsplanverfahren wurde auch der neue Standort für das Feuerwehrgerätehaus in der Ortslage Rangsdorf mit festgelegt, ein Kreisverkehr verkehrsflächenmäßig für die Kreuzung am Stadtweg/Kienitzer Straße vorgesehen und die Wohnbebauung baurechtlich in diesem Bereich mit geregelt.

 

2012 konnte dann der Ausbau der Straße Am Stadtweg und der Großmachnower Allee mit Fördermitteln, ausgereicht vom Land Brandenburg, erfolgen. Im November 2012 wurde der Kreisverkehr auf der Ostseite zur Einfahrt in die Straßenunterführung fertiggestellt. Erst im März 2013 wurde der Planfeststellungsbeschluss zum Bau der Eisenbahnüberführung, also des Straßentroges, endgültig erlassen. Wäre der Planfeststellungsbeschluss anders ausgefallen, eine andere Bauvariante gewählt worden, hätte die Gemeinde faktisch 2 Kreisverkehre umsonst gebaut gehabt.

 

Die Gemeinde Rangsdorf hat sich im Rahmen der Vereinbarung verpflichtet, die Mehrkosten für die städtebaulich bessere Variante zu tragen. Dies ist nicht überall so selbstverständlich. Als ich vor ca. 2 Jahren einmal auf einer Veranstaltung Berliner Vertreter gefragt habe, ob sie denn die Mehrkosten für den von Berlin geforderten Tunnel durch Lichtenrade beim Neuausbau der Berlin-Dresdener Bahnstrecke im Berliner Haushalt mit vorgesehen hätten und wie hoch denn diese sein würden, habe ich als Antwort etwas ratlose Blicke geerntet. Vielleicht wäre es ein Weg, um endlich den auch für Rangsdorf wichtigen Abschnitt zwischen Blankenfelde und Südkreuz der Berlin-Dresdener Bahnstrecke baulich beginnen zu können, wenn Berlin sich zu den Mehrkosten bekennen würde.

 

Wie Scie aus den langen Darstellungen der Geschichte sehen können, die zu dem Bau der Eisenbahnüberführung geführt haben, gab es sehr viele, die daran im Laufe der vielen Jahre beteiligt waren, sich darum verdient gemacht haben. So ist es schwierig alle aufzuzählen. Deshalb erlaube ich mir an der Stelle mich besonders bei vier ehemals in diesem Bereich Tätigen zu bedanken. Das ist zum einen die langjährige Bauamtsleiterin der Gemeinde Rangsdorf, Frau Gabriele Lange, heute im wohlverdienten Ruhestand, die über Jahre an diesem Projekt mitgewirkt hat. In dem Bebauungsplanverfahren zur Regelung der Verkehrsverhältnisse auf der Ostseite ebenso wie in vielen Vertragsverhandlungen mit der Bahn, am Planungsverfahren  für den Kreisverkehr Seebadallee und vieles andere mehr war sie maßgeblich beteiligt, hat sehr viele Entscheidungsvorlagen für das Kommunalparlament erarbeitet bzw. zu verantworten gehabt, deshalb von Seiten der Gemeinde Rangsdorf wohl den wesentlichen Teil zum Bau der eröffneten Straßenunterführung beigetragen. Weiterhin möchte ich mich an der Stelle bedanken bei Dr. Peter Dankert und Jahn Mücke, die als damalige Bundestagsabgeordnete und Jan Mücke später auch als Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, bedanken, die sich für den Ausbau der Bahnstrecke Berlin-Dresden stark gemacht haben und eben auch für den Bau der Eisenbahnüberführung in Rangsdorf. Beide sind heute im Verkehrsbereich nicht mehr tätig. Wenn es an irgendwelchen Stellen beim Planungsverfahren oder überhaupt bei der Forcierung des Ausbaues der Dresdener-Bahnstrecke Probleme gab, waren sie immer Ansprechpartner und haben manchmal auch ganz intern bei Behörden dafür gesorgt, dass Probleme gelöst werden konnten. Als vierten im direkten Straßenverkehrsbereich nicht mehr Tätigen möchte ich den langjährigen Abteilungsleiter und Staatssekretär im Brandenburger Verkehrsministerium, Herrn Rainer Brettschneider, danken. Ob es um Fragen der Finanzierung ging oder auch um Fragen, wie ein Planfeststellungsverfahren am sichersten und sinnvollsten betrieben werden sollte, er war immer Ansprechpartner für uns im Ministerium, kannte die Situation vor Ort und war ein verlässlicher Partner für die Gemeinde. Heute ist er als Staatssekretär für die Belange der Flughafengesellschaft und des irgendwann mal zu eröffnenden Flughafens BER zuständig. Die Zusammenarbeit mit Herrn Danckert, Herrn Mücke und Herrn Brettschneider war deshalb auch so konstruktiv und für die Gemeinde wichtig, weil sie in der Sache kompetent und verlässlich agiert haben. Anders als manche Politiker, die in Sonntagsreden, das eine versprechen und in der Realität beim Umsetzen aus gutem Grund abtauchen, konnte man sich auf ihre Aussagen verlassen.

 

Auch unter finanziellen Gesichtspunkten kann sich das Ergebnis des Baues derzeit sehen lassen. Anders als bei vielen anderen Bauvorhaben bewegen wir uns hier immer noch im zu Baubeginn festgelegten Kostenrahmen. Die Kosten waren realistisch durch die Bahn und das Planungsbüro Schmidt – Stumpf - Frühauf kalkuliert. Kostenüberschreitungen von 100 oder 200 % wie bei anderen Großprojekten, wird es bei diesem Bauprojekt hier nicht geben. Im Gegenteil, wir liegen noch im Kostenrahmen, trotz einiger unvorhergesehener Dinge. Ein aktuelles Beispiel dafür ist eine größere Wurzelbrücke zum Schutz der Eiche am Eingang der Straßenüberführung auf der Ostseite, die niemand vorher in den Kosten einkalkulieren konnte. Kalkuliert waren Gesamtkosten von 13,1 Millionen Euro, ein Gemeindeanteil von 6,7 Millionen Euro, der mit 2,1 Millionen Euro gefördert wird.

 

Zum Schluss möchte ich mich bei allen bedanken, die für die bauliche Umsetzung des Projektes stehen, wie die Arge um die Sächsische Baugesellschaft und die Firma Spitzke. Ich möchte mich auch bei Frau Schöneck, die die Bauüberwachung von Seiten der Deutschen Bahn wahrnimmt und bei Frau Furcht, die als Tiefbauingenieur von Seiten der Gemeinde Rangsdorf an der Bauüberwachung mitwirkt, ganz herzlich bedanken.

 

gez.

Rocher

Bürgermeister

 

Foto:

© Archiv Gemeinde Rangsdorf - Bürgermeister Klaus Rocher

 

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Veröffentlichung

Rangsdorf
So, 31. Mai 2015

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